Die zum Landratsamt gehörende Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern unterstützt auch im Jahr 2025 Kindertagesstätten im Umgang mit möglichen Kindeswohlgefährdungen. Nach einer grundlegenden, erfolgreichen Schulung für nahezu alle Einrichtungen im Kreis in den vergangenen beiden Jahren soll es für Erzieherinnen und Erzieher nun eine gezielte Fortbildung für das Führen kritischer Gespräche mit Eltern geben. Damit greift die Beratungsstelle einen Wunsch von Kita-Leiterinnen auf, wie sie ihn Ende 2024 bei der Auswertung der Schulungsreihe geäußert hatten.
„Mit Eltern über eine mögliche Gefährdung oder Vernachlässigung ihrer Kinder zu reden, ist nicht einfach“, weiß Gertrud Hemer-Sieverding vom Team der Beratungsstelle. „Erzieherinnen und Erzieher müssen die richtige Balance zwischen einem vertrauensvollen Klima und dem Benennen schwieriger Themen finden. Wir wollen sie gerne darin unterstützen, hier sicherer zu werden.“
Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Anette Fiedler-Contag und Carmen Mundelius freut sich Hemer-Sieverding über das große Interesse der Kitas an den Schulungen, die 2023 und 2024 stattgefunden haben. Durchgeführt wurden sie vom gesamten Team der Beratungsstelle. Teilgenommen haben rund 60 Kitas aus allen Städten und Gemeinden des Odenwaldkreises. „Damit konnten wir die Fachkräfte fast flächendeckend für einen noch besseren Kinderschutz sensibilisieren und ihre Kompetenzen stärken“, resümiert Mundelius. Oft wurden dazu Erzieherinnen und Erzieher aus einer Kommune zusammen geschult, immer auch in intensiver Kleingruppenarbeit, was einen großen Einsatz der Beratungsstelle erforderte.
„Das war es uns wert“, so Fiedler-Contag. „Zumal wir den sicheren Eindruck haben, dass sich in den Kitas viel bewegt hat. Sie schauen viel bewusster auf mögliche Kindeswohlgefährdungen. Manche Kitas haben eigene Zeitfenster für Fallbesprechungen reserviert, also auch strukturell etwas verändert.“
Ein Ergebnis der Schulung ist auch, dass sich deutlich mehr Erzieherinnen und Erzieher an die Beratungsstelle wenden, um dort Fälle zu besprechen – anonym. Das ist der erste Schritt, in dem Kitas die Beratungsstelle einbeziehen können. Alle im Team sind „insoweit erfahrene Fachkräfte“ für eine Gefährdungseinschätzung, wie sie gesetzlich gefordert sind.
Ziel: Kindeswohlgefährdungen möglichst früh erkennen
Ein wichtiges Ziel für die Beratungsstelle ist, dass über mögliche Kindeswohlgefährdungen möglichst früh gesprochen wird. „Wir haben den Erzieherinnen und Erziehern in der Fortbildung geraten, ihren ersten Wahrnehmungen zu trauen“, so Fiedler-Contag. „Etwa dann, wenn sie merken, dass sich ein Kind plötzlich anders verhält, es ganz anhänglich wird oder eher aggressiv. Das können eventuell Anzeichen einer Kindeswohlgefährdung sein. Hierüber sollte im Kita-Team oder dann auch mit uns offen gesprochen werden, um rasch klären zu können, was Sache ist.“
Die Schulung in den vergangenen beiden Jahren habe hier bereits viel bewegt, sind sich die drei Kolleginnen von der Beratungsstelle, die zum Jugendamt gehört, sicher. „Sowohl innerhalb der Kitas als auch kreisweit. „Weil wir fast alle Kitas erreicht haben, haben wir eine gute Basis im ganzen Odenwaldkreis gelegt und eine sehr gute Vernetzung bewirkt“, so Mundelius. Das schließe auch die politischen Gremien in den Kommunen mit ein. „Uns war und ist auch an einem engen Kontakt zu den Trägern der Kitas gelegen.“
Jene Schulung wurde nicht nur Kitas angeboten, sondern auch Schulsozialarbeiterinnen und -arbeitern sowie den Kindertagespflegepersonen, die Kinder betreuen. „Wir sind sehr froh über das große Interesse auch dieser Personengruppen“, so Hemer-Sieverding. „Das zeigt uns, dass das Thema immer mehr an Bedeutung gewinnt, was vor allem denen hilft, die im Zentrum all unserer Bemühungen stehen: den Kindern.“