„Wir Erwachsene sind für den Schutz von Kindern und Jugendlichen verantwortlich“

Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt hatte kürzlich Fachkräfte aus der Kinder und Jugendarbeit zum Fachtag „Durchatmen! - Vom Bauchgefühl zur Handlungsfähigkeit“ ins Gymnasium Michelstadt eingeladen. Das Organisationsteam rund um Carmen Mundelius (Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Odenwaldkreises) konnte dafür die Landesbeauftragte für Beteiligung und Förderung von Kindern und Jugendlichen, Miriam Zeleke, für einen Impulsvortag gewinnen und bot zudem vier Inputgruppen zu zwei Schwerpunkten an.

„Kinder und Jugendliche können oft schwer die Einhaltung ihrer Rechte wie das auf sexuelle Selbstbestimmung durchsetzen. Sie brauchen uns Erwachsene, wir sind für ihren Schutz verantwortlich“, machte Mundelius in ihrer Begrüßung den Hintergrund des Fachtags deutlich. „Der Arbeitskreis hat es sich zur Aufgabe gemacht, über das Thema sexualisierte Gewalt zu informieren. An diesem Tag sollen den Teilnehmenden Impulse für die Prävention, aber auch Handlungsstrategien zum Umgang mit erfolgten Grenzverletzungen an die Hand gegeben werden.“ Dass das Thema nicht an Aktualität verliert, betonte Kreisbeigeordnete Dr. Erika Ober in ihrer Begrüßung: „Es entsetzt mich, jeden Tag Meldungen über Sexualstraftaten in den Medien zu finden. Und nicht nur da, in meiner Laufbahn als Gynäkologin habe ich auch persönlich schon zahlreiche Fälle betreut, die mich nicht mehr loslassen. Daher freut es mich sehr, dass sich der Arbeitskreis im Odenwaldkreis regelmäßig mit dem Thema beschäftigt und auch einen Wissenstransfer ermöglicht.“

Bevor es für die teilnehmenden Fachkräfte aus den Bereichen Schulen und Ehrenamt in die Inputgruppen ging, betonte auch Miriam Zeleke noch einmal die Verantwortung, die besonders pädagogische Fachkräfte, aber auch alle anderen Erwachsenen für das Wohl der Kinder und Jugendlichen haben: „Hilfesuchende junge Menschen wenden sich in der Regel als erstes an Gleichaltrige. Daher sollten wir es zu unserer Aufgabe machen, allen Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, wo sie Hilfe erhalten können, sowie sie darin zu stärken, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu achten.“

Zum regen Austausch rund um das Thema Wahrnehmen, Einschätzen, Handeln bei sexuellen Grenzverletzungen kam es dann in den Inputgruppen. Diskutiert wurde unter anderem, welche Rahmenbedingungen geschaffen werden müssen, um Kinder und Jugendliche zu schützen. Außerdem wurden anhand konkreter Fälle Handlungsleitlinien erörtert. Die Schutzleute vor Ort der Polizei nutzten die Gelegenheit, um ihr Programm „Denken statt senden“ vorzustellen, das an weiterführenden Schulen im Kreisgebiet angeboten wird. Ergänzt wurden sie von einem Mediencoach, der auf harmlos wirkende Plattformen und Apps aufmerksam machte, die Kinder und Jugendlich nutzen. In einer weiteren Gruppe wurde das Buch „Untenrum. Und wie sagst du?“ vorgestellt, das als Hilfsmittel dienen kann, Kindern einen selbstbestimmten Zugang zum eigenen Körper zu ermöglichen.

Die Mitglieder des Arbeitskreises gegen sexualisierte Gewalt freuten sich, dass der Fachtag so gut angenommen worden war und es zu einem lebendigen Austausch der Teilnehmenden kam. „Unser Ziel war es, die Handlungsfähigkeit von Fachkräften und Ehrenamtlichen zu stärken und ihnen Mut zu machen, dieses schwierige Thema in den Fokus ihrer Arbeit zu rücken. Die tolle Beteiligung und die wertvollen Einblicke zeigen uns, dass uns das gelungen ist“, lautet das Fazit von Carmen Mundelius.

Hintergrund:

Der Arbeitskreis gegen sexualisierte Gewalt ist ein Zusammenschluss von verschiedenen Fach- und Beratungsstellen im Odenwaldkreis. Seine Ziele sind Prävention, Qualifikation von Fachkräften, Sensibilisierung für das Thema, Vernetzung der Akteure und die Organisation von Veranstaltungen.

Der Fachtag „Durchatmen! - Vom Bauchgefühl zur Handlungsfähigkeit“ wurde von der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern des Odenwaldkreises, der Stabsstelle Chancengleichheit, Integration und Diversität, dem Gymnasium Michelstadt, dem Antidiskriminierungsnetzwerk Südhessen (Adinet) und dem Netzwerk gegen Gewalt der Polizei Südhessen organisiert.