Wie verändern invasive Arten unsere heimische Natur und was heißt das konkret für den Odenwaldkreis? Diese Frage stand im Mittelpunkt der diesjährigen Biodiversitätskonferenz, die am vergangenen Samstag (11.10.) im Bürgerhaus Höchst stattfand. Dazu eingeladen hatten Klimaschutzmanagerin Lea Bruder und Karlheinz Kinzer von der Unteren Naturschutzbehörde. Nach der Begrüßung durch den Höchster Bürgermeister Jens Fröhlich sowie der Kreisbeigeordneten Petra Neubert stand die Verleihung des erstmals gemeinsam mit Pirelli Deutschland GmbH ausgelobten Biodiversitätspreises im Fokus. Ausgezeichnet wurden drei Projekte, die aufzeigen, wie Artenvielfalt im Odenwaldkreis konkret gefördert wird:
- Kategorie „Artenvielfalt fördern“: Wildtierhilfe Odenwald für das Anlegen und Pflegen von Trittsteinbiotopen auf dem Gelände des Koboldhofs
- Kategorie „Lebensräume verbessern“: Vereinigung der Rotwildjäger im Odenwald e. V. für ihr umfassendes Lebensraumkonzept und nachhaltiges Rotwildmanagement
- Kategorie „Umweltbildung“: Bodenkultur e. V. für einen Gemeinschaftsgarten mit Feuchtbiotop und Streuobstwiese, der Kindern ökologische Zusammenhänge spielerisch vermittelt
Das Preisgeld von insgesamt 2.500 Euro wurde von Pirelli Deutschland GmbH und der Stiftung der Sparkasse Odenwaldkreis gestiftet.
Nach der Verleihung eröffnete die Biologin Yvonne Lücke die Konferenz mit ihrem Vortrag „Die neuen Wilden – Fluch oder Segen?“. Darin zeigte sie auf, dass invasive Arten nicht nur ein Problem, sondern auch ein Symptom ökologischer Veränderungen sind – oft befördert durch menschliche Eingriffe. Am Nachmittag folgten praxisnahe Einblicke in die Situation vor Ort. Dr. Markus Sonnberger vom Landschaftspflegeverband Odenwaldkreis stellte verbreitete und neu auftretende Pflanzen im Odenwaldkreis vor – vom Staudenknöterich bis hin zum Nadelkraut – und erläuterte, wo Handlungsbedarf besteht. Rainer Hennings vom Büro für Fischereiberatung und Gewässerökologie FISHCALC widmete sich invasiven Krebsarten, die heimische Krebse und ganze Gewässerökosysteme unter Druck setzen. Den Abschluss bildete Kreisjagdberater Moritz Krellmann mit einem Beitrag über den Waschbären, der sich zunehmend im Odenwaldkreis etabliert hat und dabei heimische Arten verdrängt.
Es wurde deutlich: Invasive Arten sind kein fernes Thema, sondern längst Teil der regionalen Realität. Abschließend fasste Klimaschutzmanagerin Lea Bruder zusammen: „Entscheidend ist nicht Alarmismus, sondern differenziertes, abgestimmtes Handeln. Der Schutz der Artenvielfalt im Odenwaldkreis ist kein Selbstläufer; er lebt maßgeblich von den Menschen, die Verantwortung in den Vereinen, Betrieben und Gemeinden übernehmen.“
Der Odenwaldkreis bedankt sich bei allen weiteren Bewerberinnen und Bewerbern für ihre Beiträge und ihr Engagement für die Artenvielfalt. Eine Übersicht aller eingereichten Projekte wird in den kommenden Tagen auf der Homepage des Odenwaldkreises veröffentlicht.