Täglich leiden unzählige Frauen und Mädchen unter Gewalt – ob zuhause oder im Netz, ob körperlich oder seelisch: Gewalt hat viele Gesichter. Darauf macht am 25. November eines jeden Jahres der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam und ruft dazu auf, gegen diese Gewalt anzugehen.
Im Odenwaldkreis gab es dazu heute eine besondere Aktion an der Ernst-Göbel-Schule (EGS) in Höchst, die der Arbeitskreis Gegen häusliche Gewalt organisiert hatte und an der rund 120 Schülerinnen und Schüler aus der Jahrgangsstufe 11 teilgenommen haben.
Im Namen des Arbeitskreises machte Tina Meier vom Frauenhaus Erbach zu Beginn des Vormittags auf die Dimension von Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam: „Alle drei Minuten erlebt eine Frau oder ein Mädchen in Deutschland häusliche Gewalt. Jede vierte Frau erfährt in ihrem Leben körperliche Gewalt in der Partnerschaft, und fast jeden Tag versucht in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten. Eigentlich unvorstellbar!“

Meier dankte den Schülerinnen und Schülern für ihre Teilnahme an dem Programm: „Ihr seid ein wichtiger Teil der Veränderung.“ Es sei entscheidend, „dass wir alle hinschauen, über Gewalt sprechen und betroffenen Frauen den Rücken stärken“. Das betonten auch der Höchster Bürgermeister Jens Fröhlich und Alexander Lorenz, Leiter der Polizeidirektion Odenwald. Gerade weil Gewalt an Frauen und Mädchen oft unsichtbar bleibe oder verharmlost werde, sei es notwendig, „für Respekt einzustehen, Unterstützung zu bieten und Solidarität zu zeigen“, so Fröhlich. „Wenn wir als Polizei von häuslicher Gewalt erfahren, gab es schon im Vorfeld eine lange Geschichte körperlicher oder seelischer Gewalt“, sagte Lorenz. „Deswegen ist es wichtig, dass wir alle hinschauen.“


Nach dem gemeinsamen Auftakt fanden fünf Workshops statt, in denen sich die Schülerinnen und Schüler mit verschiedenen Aspekten von Gewalt an Frauen und Mädchen auseinandersetzen konnten. Folgende Fragen standen im Mittelpunkt: Welche Formen von Gewalt gibt es und wie kann man sich Hilfe holen? Was können Männer tun, um Gewalt zu verhindern? Wie können sich junge Frauen sicher und selbstbewusst behaupten? Wie wird mit Beschuldigten und Opfern umgegangen und welche Möglichkeiten gibt es im Rahmen des Opferschutzes? Und es gab einen Tanz-Workshop unter dem Motto „One Billion Rising“. Außerdem konnten sich die Schülerinnen und Schüler in einer Femizid- Ausstellung über das schreckliche Schicksal von Frauen informieren, die von ihren Partnern getötet wurden.
Angeboten wurden die Workshops vom Frauenhaus Erbach & Frauenberatungsstelle, von pro familia Darmstadt/Bensheim und Mäander individuelle Jugendhilfe, Darmstadt, sowie dem Polizeipräsidium Südhessen. Den Tanz-Workshop hatte die Kreisverwaltung organisiert. „Dieser spezielle Tanz drückt das Nein zu Gewalt an Frauen und das Aufstehen für ein gewaltfreies Miteinander aus“, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte Jana Brendel. All diese Organisationen sind Netzwerkpartner des Arbeitskreises Gegen häusliche Gewalt.
Begrüßt worden waren die Schülerinnen und Schüler sowie die Gäste vom stellvertretenden Schulleiter Tobias Benz. Er sagte, der Aktionstag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen sei ein „wichtiger Tag“, der die Werte der Schulgemeinschaft widerspiegele, nämlich Respekt, Gleichberechtigung und Zivilcourage.
