Jede Region lebt aus ihrer Vergangenheit, aber genauso aus inspirierenden Ideen zur Gestaltung von Zukunft. Wie sehr das auch für den Odenwald gilt, bildet das neue „gelurt“ – Odenwälder Jahrbuch für Kultur und Geschichte 2026 eindrücklich ab. Und es schärft den Blick dafür, dass historische Persönlichkeiten Visionäre ihrer jeweiligen Zeit waren.
Heute (4.12.) wurde das „gelurt“ im Landratsamt offiziell vorgestellt, wieder im Kreis vieler Autorinnen und Autoren. Landrat Frank Matiaske würdigte das neue Werk als „Dokument der Odenwälder Identität, die ihre tiefen Wurzeln hat und immer wieder nach Neuem strebt“. Gespannt wird dieser große Bogen von Beiträgen über Themen und Persönlichkeiten aus der jüngeren wie älteren Vergangenheit bis zu einem Text über ein Projekt mit Studierenden der Hochschule Darmstadt unter dem Titel „Zukunftsräume Brombachtal“. In dem Beitrag werden Arbeiten von Studierenden aus den Studiengängen Architektur und Innenarchitektur ausführlich vorgestellt.

„Ich freue mich sehr, dass das neue ,gelurt‘ zeigt, woraus der Odenwald gleichermaßen lebt: einem Sinn für Geschichte und für Kreativität“, hob Landrat Matiaske hervor. Er dankte dem neuen Kreisarchivar Matthias Röth für die Herausgabe des Buchs sowie Jeannette Schmidt-Herrmann und Heike Stellwag für das Lektorat – „und natürlich allen Autorinnen und Autoren für ihre beharrliche Recherche und das Schreiben all der lesenswerten Texte“. Gefördert wurde das Buch von der Stiftung der Sparkasse Odenwaldkreis, der der Landrat ebenso dankte.
Auch Kreisarchivar Röth dankte allen Autorinnen und Autoren sowie der Stiftung der Sparkasse: „Gemeinsam ist es uns gelungen, interessante Themen zusammenzustellen und unterhaltsame sowie informative Texte zu veröffentlichen. So wird Lokalhistorie greifbar – und genau das ist eine wichtige Aufgabe von Kreisarchiven.“
Dass Persönlichkeiten vergangener Zeiten auch heute noch interessant sind, liegt vor allem daran, dass sie zu ihrer jeweiligen Zeit Neues in Bewegung gesetzt haben. Dazu nur zwei Beispiele aus dem „gelurt“:

Landrat a.D. Horst Schnur, ein langjähriger „gelurt“-Autor, portraitiert die weltbekannte Fallschirmspringerin und Luftakrobatin Kätchen Paulus, eine, wie Schnur schreibt, „mutige und außergewöhnliche Frau“. Die Flugpionierin lebte von 1868 bis 1935 und ist auf dem Titelbild des Buches zu sehen. Schnur zeichnet ihre Verbindungen zum Odenwald nach. Besonders zu Beerfelden hat sie einen engen Bezug, nämlich durch ihre Adoption durch den dortigen Schmied und Maschinenheizer Wilhelm Paulus.
Gudrun Kahles schildert in ihrem Beitrag, wie im 19. Jahrhundert im Großherzogtum Hessen-Darmstadt der grassierenden Pockenepidemie begegnet wurde. Besonders würdigt sie die Rolle von Großherzog Ludewig I. und dessen Einsatz für die Impfung. Im Jahr 1807 erließ er eine Verordnung, mit der, so Kahles, das Großherzogtum zum ersten deutschen Staat wurde, der die Schutzpockenimpfung eingeführt habe. „Die Vakzination war ein absolutes Novum“, schildert die Autorin. Mit der administrativen Neuordnung des Medizinalwesens und der Schaffung eines funktionierenden Impfapparats sei es Ludewig I. und seinen Nachfolgern gelungen, zahllose Menschenleben zu retten.
Genauso spannend wie diese beiden Texte und jener über die Zukunftsideen für Brombachtal sind alle anderen Beiträge im neuen „gelurt“, seien es Portraits über Personen oder Organisationen, Beschreibungen interessanter Berufe oder von historischen Gebäuden, Texte über Namen oder den Odenwälder Dialekt sowie Literaturübersichten. Insgesamt umfasst das „gelurt“ 28 Beiträge.
Das 496 Seiten starke Buch kann ab sofort im Buchhandel und im Kreisarchiv erworben werden. Es kostet 29 Euro, für Abonnenten 25 Euro.
