Das Kommunale Job-Center (KJC) Odenwaldkreis bietet Personen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II vielfältige Unterstützung auf ihrem Weg zurück ins Arbeitsleben. Die Beratung geschieht dabei nicht nur vor Ort in Erbach. Durch den Einsatz des „Mobilen Fallmanagements“ können Gespräche zur Arbeitsmarktintegration auch bei der Kundschaft zu Hause stattfinden und offene Sachverhalte so unkompliziert geklärt werden. Ein Angebot, das gerade von Personen gerne angenommen wird, denen es nicht möglich ist, persönlich zu ihren Vermittlungscoachs zu kommen. Was sich bereits seit Jahren beim KJC Odenwaldkreis bewährt hat, bekommt mit der Einführung des Bürgergelds und der geforderten Intensivierung aufsuchender Arbeit einen neuen Stellenwert.
Durch die veränderten Anforderungen an die Kunden im Bürgergeldbezug hat deren Mitwirkungsbereitschaft einen anderen Stellenwert bekommen. Eine Herausforderung, der sich nicht nur das Kommunale Job-Center in Erbach stellen muss. Einen Weg, die Kontaktdichte mit der Kundschaft aufrechtzuerhalten und erfolgreiche Vermittlungsarbeit zu leisten, bietet das „Mobile Fallmanagement“. Bereits seit 2015 ist dieses fester Bestandteil im Odenwaldkreis. Was damals Pioniercharakter hatte, findet mittlerweile über die Landesgrenzen hinaus in vielen Jobcentern Anwendung.
„Die Gründe, warum jemand nicht zu Terminen im Jobcenter erscheinen kann, sind vielfältig. Da ist beispielsweise die alleinerziehende Mutter mit kleinen Kindern, für die es ein erheblicher Aufwand ist, pünktlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Erbach zu kommen. Es gibt auch Kunden, die aus gesundheitlichen Gründen ihre Wohnung nicht verlassen können, weil sie zum Beispiel unter bestimmten Ängsten leiden. Für die ist unser Angebot eine große Erleichterung“, erklärt Susanne Rippl. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Vanessa Groß ist sie bereits seit acht Jahren an zwei Tagen in der Woche für das Kommunale Job-Center im Außendienst unterwegs. Rund 30 Termine sind so theoretisch im Monat machbar.
Insgesamt 348 Aufträge wurden 2023 an das Mobile Fallmanagement übergeben. Viele der Aufträge benötigen bis zum Abschluss allerdings einen längeren Zeitraum, weil die betreffenden Personen mehrfach nicht angetroffen oder weitere Termine zur Klärung von Sachverhalten mit der Kundschaft abgestimmt werden. Dennoch wurden im vergangenen Jahr 303 Aufträge abgeschlossen. Vor allem die Vereinbarung von Kooperationsplänen und die Beratung zu möglichen Wegen zurück ins Berufsleben standen dabei im Vordergrund. In 35 Fällen kam es im Ergebnis zu Leistungseinstellungen. Zudem konnten sechs nicht angegebene Arbeitsaufnahmen in Vollzeit durch die Arbeit des Außendienstes ermittelt werden. Auch in diesem Jahr reißt die Anzahl der Aufträge nicht ab. Bis Ende August wurden die Mitarbeiterinnen bereits mit weiteren 222 Aufträgen betraut. Im Rahmen der Tätigkeit wurden 64 Kooperationspläne mit den Kunden erstellt. Außerdem haben sich im Nachgang auch 41 Beendigungen des Leistungsbezugs ergeben.
Zu welchen Kundinnen und Kunden das mobile Fallmanagement wann rausfährt, wird vorab mit den Vermittlungscoachs der drei Vermittlungsteams U25, Eingliederung und 50plus sowie mit dem Coach des Sondersachgebiets für Personen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen abgestimmt. Mit ihren Touren decken die Mitarbeiterinnen die gesamte Region ab und kennen sich mittlerweile gut aus im Odenwaldkreis. Bei den Kundenbesuchen geht es vorwiegend darum, offene Fragen zu klären, Kooperationspläne abzuschließen, Maßnahmenvorschläge zu unterbreiten oder zu klären, warum jemand bereits längere Zeit telefonisch oder per Post nicht erreichbar ist. In einigen Fällen soll auch herausgefunden werden, ob eine berufliche Tätigkeit aufgenommen wurde, die dem Vermittlungscoach noch nicht bekannt ist und die Ansprüche eines Leistungsbeziehenden ändern.
„Bei unseren Terminen wird es nie langweilig. Auch wenn wir uns auf diese gut vorbereiten, wissen wir dennoch nicht immer, was uns erwartet. Mit einer gewissen Routine, der richtigen Gesprächsführung und der nötigen Sensibilität finden wir meist schnell Zugang zu unseren Kundinnen und Kunden. Oft hören wir, dass die besuchten Personen dankbar sind, dass wir da sind und ihnen so der Weg ins KJC erspart bleibt“, berichtet Vanessa Groß. Sie ist froh darüber, den Menschen mit ihrer Arbeit Hilfe direkt zukommen lassen zu können – auch in Zukunft, denn das Kommunale Job-Center wird am bewährten mobilen Fallmanagement festhalten.