Jugendamt legt großen Wert
auf Qualifizierung für Kindertagespflege

Kindertagespflegepersonen (früher: Tagesmütter) leisten auch im Odenwaldkreis einen wichtigen Beitrag zur Kinderbetreuung. Deswegen legt das Jugendamt großen Wert auf eine sehr gute pädagogische Qualifizierung. „Per Gesetz steht die Kindertagespflege für Kinder im Alter von einem Jahr bis drei Jahren gleichberechtigt neben Kitas oder Krippen“, so Tanja Thomasberger, die Leiterin der Abteilung Besondere Soziale Dienste im Jugendamt, zu der auch die Kindertagespflege gehört. „Diesem Anspruch werden wir im Odenwaldkreis gerecht, indem wir Kindertagespflegepersonen intensiv schulen und begleiten. Das ist unerlässlich für eine gute Arbeit.“

Jüngstes Beispiel ist ein Aufbaukurs zum Erkennen von Kindeswohlgefährdungen und dem richtigen Umgang damit, der an zwei Samstagen im November stattfand. Dieser Kurs wurde von der ebenfalls im Jugendamt angesiedelten Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Eltern durchgeführt. Thomasberger und ihre für die Kindertagespflege zuständige Mitarbeiterin Lisa Berg ziehen eine positive Bilanz: „Es waren fast alle Kindertagespflegepersonen da. Sie konnten aus dem Workshop viel für ihre Tätigkeit mitnehmen.“ „Wir haben diesen Kurs sehr gerne angeboten“, so die Leiterin der Beratungsstelle, Sandra Veigl. „Je mehr Personen, die Kinder betreuen, Anzeichen für eine mögliche Gefährdung kennen, desto besser können Kinder rechtzeitig geschützt werden.“

Eine solche Aufbauqualifizierung findet mit wechselnden Themen jährlich statt und bietet den Kindertagespflegepersonen die Möglichkeit, sich stets weiterzubilden. In den vergangenen Jahren war es zum Beispiel um Selbstfürsorge, die Gestaltung von Spielräumen für Kinder oder gewaltfreie Kommunikation gegangen. Mit dem Aufbaukurs zum Erkennen von Kindeswohlgefährdungen wird eine gesetzliche Vorschrift umgesetzt. „Uns ist dieses Thema so wichtig, dass wir es künftig in der Grundqualifizierung einbauen“, hebt Berg hervor.

Enge Kooperation mit der AWO Odenwald

Diese Grundqualifizierung mit bisher rund 270 Unterrichtseinheiten ist die Basis für die Arbeit in der Kindertagespflege. Seit neuestem gehört dazu auch eine Hospitanz bei einer schon tätigen Kindertagespflegeperson. „Das haben wir eigens eingeführt, denn bei einer solchen Hospitanz wird die Arbeit hautnah vermittelt“, schildert Berg. Sie hat die Fachberatung und Fachaufsicht über die Kindertagespflege im Odenwaldkreis inne. Angeboten wird die Grundqualifizierung von der AWO Odenwald im Auftrag des Jugendamts. Die AWO ist auch für die Vermittlung der Kindertagespflegepersonen zuständig. Zwischen Berg und der AWO gibt es eine enge Kooperation.

Wer die Grundqualifizierung erfolgreich mit einer Prüfung abschließt, bekommt die Pflegeerlaubnis. Diese wird immer für fünf Jahre erteilt. Bedingung dafür sind außerdem das Vorhandensein geeigneter, kindgerechter Räume, ein erweitertes Führungszeugnis, ein ärztliches Attest und ein alle zwei Jahre aufzufrischender Erste-Hilfe-Kurs am Kind.

„Die Qualifikation von Kindertagespflegepersonen wurde im Vergleich zu einer Zeit vor zehn, zwölf Jahren insgesamt spürbar intensiviert“, so Thomasberger. „Das ist richtig so, denn sie haben einen wichtigen Auftrag und Eltern sollen sich auf sie verlassen können. Wir im Odenwaldkreis nehmen das sehr ernst.“ Berg fügt hinzu: „Schließlich umfasst der Förderauftrag der Tagesmütter genauso wie in einer Krippe oder in einer Kita die Bildung, Erziehung und Betreuung eines Kindes.“

Aktuell 25 Frauen und ein Mann in der Kindertagespflege tätig

Derzeit gibt es 26 Kindertagespflegepersonen im Odenwaldkreis, 25 Frauen und ein Mann. Insgesamt werden 85 Kinder betreut, nur sehr wenige sind älter als drei Jahre. Vier weitere Frauen haben die Qualifizierung gerade abgeschlossen, außerdem nehmen aktuell vier Frauen und ein Mann an dem Grundkurs teil und werden ihn vermutlich im Sommer 2025 abschließen. Für ihre Arbeit bekommen die Kindertagespflegepersonen ein Entgelt von fünf Euro pro Kind und Stunde; das Geld kommt je zur Hälfte von den Eltern und vom Jugendamt. Maximal dürfen fünf Kinder gleichzeitig betreut werden.

Betreuungszeiten können flexibel vereinbart werden. „Das ist einer der Vorteile der Kindertagespflege“, so Berg. „Außerdem haben die Kinder eine feste Beziehungsperson und machen erste Gruppenerfahrungen in einem kleinen, überschaubaren Rahmen.“

Eine Sache wollen Thomasberger und Berg noch verbessern: Es gibt bisher noch keine kreisweite Vertretungsregelung in der Kindertagespflege, hier müssen die Eltern selbst aktiv werden. „Daran arbeiten wir.“

Wer Fragen zur Arbeit in der Kindertagespflege hat, kann sich unter der Mailadresse l.berg@odenwaldkreis.de an Lisa Berg wenden oder an die AWO-Mitarbeitenden Dorothee Klein (d.klein@awo-odenwald.de) und Alexo Heinelt (a.heinelt@awo-odenwald.de).