Ob ländliche Räume eine gute Zukunft haben, erweist sich in vielen Feldern – in der Fachkräftesicherung genauso wie der Gesundheitsversorgung, der Mobilität oder der Attraktivität als Urlaubsregionen. Weil die Herausforderungen nicht an Kreis- oder Ländergrenzen Halt machen, arbeiten die Landräte Frank Matiaske (Odenwaldkreis), Jens Marco Scherf (Kreis Miltenberg) und Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald-Kreis) eng zusammen.
Grundlage dafür ist die vor 25 Jahren von ihren Vorgängern unterzeichnete Odenwald-Erklärung. In einer Feierstunde aus Anlass des Jubiläums haben Matiaske, Scherf und Brötel diese Erklärung am 8. Mai 2023 im Beisein vieler Gäste am Dreiländerstein in Oberzent-Hesselbach erneuert und bekräftigt – dort war die Übereinkunft auch damals unterzeichnet worden. Hier kann die neue Erklärung nachgelesen werden.
Zu den Gästen gehörten unter anderem die Erstunterzeichner der Erklärung, die Landräte a. D. Horst Schnur (Odenwaldkreis) und Detlef Piepenburg (Neckar-Odenwald-Kreis). Der frühere Miltenberger Landrat Roland Schwing war im Jahr 2017 verstorben, an der Feierstunde nahmen seine Frau Renate Schwing und Sohn Michael Schwing teil. Die drei Bundesländer waren ebenfalls vertreten – am hochrangigsten durch den stellvertretenden Bayerischen Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger sowie durch die Staatssekretäre Uwe Becker (Hessen) und Dr. Patrick Rapp (Baden-Württemberg).
Landrat Matiaske hieß in seiner Begrüßung außerdem Vertreter des Hessischen Landtags, der Regierung von Unterfranken, zahlreiche Bürgermeister sowie Fürst Andreas zu Leiningen mit Gattin Alexandra und weitere Anwesende willkommen. Musikalisch begleitet wurde die Feierstunde durch die Bläsergruppe des BJV Obernburg.
Landrat Brötel sagte, die Erklärung habe „eine institutionalisierte Form der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit“ begründet, die man als beispielhaft bezeichnen könne. In der aktuellen Version der Odenwald-Erklärung seien neue Themen dazugekommen, so Brötel. Er verwies beispielhaft auf die Energiewende, die digitale Infrastruktur, Anstrengungen zur Sicherung der Gesundheitsversorgung, die Weiterentwicklung attraktiver Siedlungs- und Wirrtschaftsstrukturen, Bildung und Weiterbildung, ein grenzüberschreitendes Mobilitätskonzept sowie den Natur- und Umweltschutz. „Ländliche Räume sind als Wohnort wieder gefragt“, hob Landrat Matiaske hervor. „Das zeigen viele aktuelle Entwicklungen. Diesen Trend wollen und können wir mit unserer Kooperation festigen.“ Auch Landrat Scherf sprach von „herausragenden Perspektiven ländlicher Räume wie unserer Städte und Gemeinden im Odenwald“.
Dass die Bundesländer hinter der grenzüberschreitenden Kooperation stehen, machten deren Vertreter deutlich. „Das Ganze im Blick haben, mit den Nachbarn zusammenarbeiten und gemeinsam erfolgreich sein“, das ist laut Aiwanger gelebtes Engagement in den drei Odenwald-Landkreisen. Wichtig sei darüber hinaus, dass auch Mobilität und Gesundheitsversorgung auf dem Land stimmen müssten, sagte er und freute sich, dass der ländliche Raum seit der Corona-Pandemie wieder neu entdeckt wird – vor allem von jungen Familien.
Becker, Staatsekretär für Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei, charakterisierte die Odenwald-Erklärung vor 25 Jahren als „Erfolgsgeschichte“, die bis heute vom Geist des gemeinsamen Verständnisses getragen werde. Hier im Odenwald sei „ein praktischer Geist am Wirken“.
Rapp, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, stieß ins gleiche Horn. Für ihn ist und bleibt die Odenwald-Erklärung ein „Leuchtturmprojekt“, das mit Themen wie Mobilität, Grund- und Nahversorgung, Bildung und Ausbildung sowie weiteren Aspekten den Anspruch des „neuen Denkens“ lebt und für ein neues Miteinander steht.