Odenwälder Freiheitsstatue
im Hof des Landratsamts

Golden ragt das Schwert des Perseus auf der Spitze einer silberfarbenen Pyramide gen Himmel – so stellt der Künstler Bernd Rosenheim den unschätzbaren, die Zeiten überdauernden Wert der Freiheit dar. Am Sonntagmittag (14.5.) hat er sein Kunstwerk im Hof des Landratsamts offiziell den Bürgerinnen und Bürgern des Odenwaldkreises übergeben. Am Fuß der „Pyramide des Perseus“ bezeugt dies eine Tafel, die Rosenheim gemeinsam mit Landrat Frank Matiaske enthüllte. An der Feierstunde nahmen außer Rosenheims Lebensgefährtin, Freunden und Weggefährten etliche Kunstschaffende sowie Repräsentantinnen und Repräsentanten der Kreispolitik und der Stadt Michelstadt teil.

In dem Kunstwerk hat Rosenheim zweierlei auf unnachahmliche Weise miteinander verbunden: das Sichelschwert des Perseus, des Freiheitshelden aus der griechischen Mythologie, und die Form der Pyramide als, so der Künstler, „Zeichen von Zeit und Zeitlosigkeit“. Seien es ägyptische Pyramiden als Grabstätten der Pharaonen, deren einbalsamierter Leib dauerhaft erhalten werden sollte, seien es Pyramiden aus anderen Kulturen, auf denen oben als Bezug zur jenseitigen, ewigen Welt ein Tempel stand.

„Das Gut der Freiheit ist für uns heute normal“, so der 1931 in Offenbach geborene Bildhauer, Maler, Autor und Dokumentarfilmer. „Das war nicht immer so“, sagte er mit Blick auf seine Kindheit in der NS-Zeit. Darauf hatte in seiner Laudatio zuvor auch Landrat a.D. Horst Schnur hingewiesen und daran erinnert, dass Bernd Rosenheim, Sohn jüdischer Eltern, aus Offenbach fliehen und in Würzberg untertauchen konnte und so gerettet wurde.

Das Foto zeigt den früheren Landrat Horst Schnur bei dessen Laudatio auf Bernd Rosenheim, der neben ihm sitzt.
Würdigt die Schaffenskraft des Künstlers: Landrat a.D. Horst Schnur (links) hält die Laudatio auf den neben ihm sitzenden Bernd Rosenheim.

Seither hat Rosenheim einen engen Bezug zum Odenwald. Bis heute arbeitet er in seinem Atelier in Steinbach, einer umgebauten Scheune. „Wir können stolz darauf sein, einen solch begnadeten Künstler mit einer großen Schaffenskraft unter uns zu haben“, so Schnur. „Und er ist immer noch aktiv.“

Mehrere Werke Rosenheims prägen wie die Pyramide des Perseus seit langem den öffentlichen Raum, zum Beispiel die 1971 entstandene „Flamme“ vor dem Offenbacher Rathaus. Nach 1948 studierte er in Offenbach, Frankfurt, Gießen und Kassel Illustration, Wand- und Glasmalerei, Kunsterziehung, Kunstgeschichte, Geschichte, Archäologie und Philosophie. Danach führten ihn Reisen in viele Länder, auch nach Asien. Dort befasste er sich intensiv mit früher buddhistischer Kunst, woraus ein Buch und Dokumentarfilme entstanden. Zur Förderung zeitgenössischer Kunst gründete er 1993 die Bernd-Rosenheim-Stiftung.

Die vielseitige Prägung Rosenheims schlägt sich auch in der Pyramide des Perseus nieder, die verschiedene ideengeschichtliche Epochen und Kulturen zusammenführt. „Alle Erfahrungen eines Künstlers, seine Biographie, seine Bildung sind immer präsent im Moment der Arbeit. Das nenne ich die ,innere Gestalt des Kunstwerks‘“, erläuterte der Künstler.

Matiaske sagte, die Skulptur rege ihn jedes Mal, wenn er ins Landratsamt komme, zum Nachdenken an. Sie war bereits 1998 als Dauerleihgabe vor dem Landratsamt aufgestellt worden und wurde zuletzt aufwendig restauriert – was auch wegen der Corona-Pandemie länger dauerte als geplant. „Nun steht sie wieder hier, als Geschenk an die Bürgerinnen und Bürger. Dafür danke ich Bernd Rosenheim sehr herzlich“, betonte Matiaske. Sein Dank richtete sich auch an die Sparkassen-Stiftung und die Odenwald-Stiftung, die die Restaurierung finanziell unterstützt haben, und an Ute Naas vom Kulturmanagement des Kreises für die Ausrichtung der Feierstunde, die von Carlos Vivas, Gitarrenlehrer an der Musikschule Odenwald, musikalisch umrahmt wurde.

Warum er diese Schenkung mache? Rosenheim antwortete außer dem augenzwinkerndem Hinweis auf die „künstlerische Eitelkeit“ und darauf, dass jeder Künstler der Welt etwas hinzufügen wolle, kurz und knapp mit einem biographisch seit Kindheitstagen tief geprägten Bekenntnis: „Weil ich den Odenwald liebe.“